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Karakuri Kaizen: Automatisierung mit Köpfchen

Wie Sie eine Low Cost Automation mit Karakuri Kaizen effektiv und preisgünstig umsetzen.  

In Zeiten von Industrie 4.0 rückt auch die Automatisierung immer stärker in den Fokus. Dabei besitzt dieser Begriff eine ausgesprochen große Bandbreite. Es geht schließlich nicht immer nur um aufwendige High-Tech-Roboter. Ganz im Gegenteil: Das Prinzip des Karakuri Kaizen, ein fester Bestandteil der Lean-Philosophie, strebt leicht umzusetzende Automationslösungen auf rein mechanischer Basis an. Mithilfe der cleveren Nutzung von freiwerdender Bewegungsenergie und konsequenter Vermeidung von Verschwendung lassen sich bei Karakuri beziehungsweise bei der Low Cost Automation mit vergleichsweise geringen Investitionen bemerkenswerte Ergebnisse erzielen.

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Automation geht auch anders: Karakuri verzichtet auf Antriebe, Sensoren, Strom oder Druckluft. Und das bei gleicher Leistungsfähigkeit und 10 bis 20 Prozent weniger Kosten.
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Die Ursprünge von Karakuri Kaizen

Dabei ist zunächst eine gedankliche Reise ins Japan des 19. Jahrhunderts notwendig, um den Ursprung von Karakuri Kaizen zu verstehen: Karakuri ningyō bedeutet übersetzt „mechanische Puppe“, was man wörtlich zu verstehen hat. Zur damaligen Zeit erfreuten sich kleine Automaten nämlich großer Beliebtheit. Dies war zwar hierzulande ähnlich – man denke an die Werke des deutschen Romantikers E.T.A. Hoffmann, v.a. den „Sandmann“ –, doch in Japan erwies sich die Begeisterung für mechanische Puppen als erheblich ausgeprägter. So gab es drei Karakuri-Kategorien: Im privaten Rahmen kamen die „Empfangszimmerapparate“ Zashiki karakuri zum Einsatz, bei religiösen Festen setzte man auf Dashi karakuri, also „Festwagenapparate“, und auf den japanischen Bühnen sorgten Butai karakuri („Bühnenapparate“) für Aufsehen.

Als mit Abstand berühmtestes Beispiel für eine Karakuri-Puppe gilt jene, die gewissermaßen als „Tee-Butler“ fungierte. Sie konnte eine vorher festgelegte Strecke zurücklegen und dabei sogar elegant die weißen Beinchen schwingen. Währenddessen nickte sie mit dem Kopf und bot ihrem menschlichen Gegenüber eine Tasse Tee an. Wurde diese angenommen, hielt die Karakuri an. Wenn die leere Tasse abgestellt wurde, drehte sich der kleine Diener um und ging wieder zurück. Auslöser der Bewegung waren die Hände: Je nach vorhandener oder fehlender Belastung kam es zu einer Kettenreaktion, die am Ende die Bewegung auf alle beweglichen Puppenteile übertrug.

Mit Karakuri Kaizen/Low Cost Automation effektiver werden

Sicherlich sorgt das oben genannte Beispiel vor allem für Erheiterung, aber es verdeutlicht ebenso das Wesentliche von Karakuri Kaizen für die Umsetzung von Low Cost Automation in der Industrie: Mit einfachen Mitteln wird eine automatische Bewegung erreicht, wobei keine Energie verschwendet, sondern direkt wertschöpfend genutzt wird. In dieser Hinsicht ist Karakuri Kaizen eng mit den zu vermeidenden Verschwendungsarten der 7 Muda verbunden. Es haben sich folgende Karakuri-Kaizen-Regeln herauskristallisiert:

  • Objekte sollten immer unter Einsatz mechanischer Energie fortbewegt werden, ohne pneumatische, elektrische oder hydraulische Antriebe.
  • Geben Sie wenig Geld aus und setzen Sie auf Konstruktionen, die leicht instand zu halten sind.
  • Nutzen Sie die vorhandene Energie kreativ und kombinieren Sie verschiedene Karakuri-Kaizen-Systeme miteinander.
  • Setzen Sie auch auf die Kreativität Ihrer Mitarbeiter und ermutigen Sie sie, ihre Erfahrungen zu teilen.

All diese Regeln müssen fest im gesamten Unternehmen verankert sein, wenn Karakuri Kaizen gelingen soll. Insbesondere Kaizen, das Streben nach dem Wandel zum Besseren, ist hier entscheidend. Der aktuelle Zustand stellt nur eine Etappe auf dem Weg zur kontinuierlichen Verbesserung dar.

Haben Sie Interesse, das Karakuri-Prinzip in einem Seminar näher kennenzulernen? Dann können wir Ihnen die Veranstaltung „LCIA und Karakuri Kaizen“ am CETPM der Hochschule Ansbach empfehlen. Unser Lean-Experte Stefan Armbruster ist einer der Referenten.

Low Cost Automation praktisch einführen

Im Kern kommen in der Low Cost Automation keine pneumatischen, elektrischen und hydraulischen Antriebe zum Einsatz. Stattdessen geht es um die Realisation der Bewegungen von Werkstücken, Werkstückträgern und Landungsträgern (um nur einige Beispiele zu nennen) durch rein mechanische Energie: Dazu zählen etwa Schwer- oder Federkraft. In der japanischen Automotive-Branche gibt es übrigens spezielle Trainingscenter für Low Cost Automation, sogenannte karakuri dosho. Hier lernen Werker und Ingenieure in intensiven Kursen, Karakuri für ihre Arbeit zu verinnerlichen.

Folgende Schritte sollten bei der Einführung von Low Cost Automation durchgeführt werden:

1. Verbessern Sie manuelle Handhabungsarbeiten (z.B. die Werkstückweitergabe an weitere Arbeitsplätze via Rollenbahnen).

2. Trennen Sie die manuelle und maschinelle Arbeit.

3. Installieren Sie technische Lösungen, die einfach, effizient und preisgünstig sind.

4. Erst jetzt sollten aufwendigere technische Lösungen installiert werden.

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