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Heijunka: Die nivellierte Produktion

Industrielle Produktion ist immer Schwankungen ausgesetzt – in beiden Richtungen. Die japanische Heijunka-Methode stellt ein ideales Mittel dar, um den Produktionsfluss zu glätten.

In der Lean Production gibt es zahlreiche Konzepte, die auch hierzulande recht geläufig sind: Dazu gehören etwa die 7 Muda und der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP). Deutlich weniger bekannt ist dagegen das Heijunka-Konzept. Das ist bedauerlich, denn Heijunka gehört zu den Fundamenten des Toyota Production System (TPS). Auf ihm bauen viele weitere Lean-Ideen auf, beispielsweise das Pull-Prinzip.

Bei Heijunka geht es darum, die Produktion auf ein so konstantes Niveau zu bringen, dass externe Schwankungen wirkungslos bleiben. Damit wird gleichzeitig dem Bull-Whip-Effekt (Peitschen-Effekt) vorgebeugt. Beim Bull-Whip-Effekt bewirken kleine Bedarfsschwankungen in einem Prozess immer größer werdende Bedarfsschwankungen in Prozessen flussaufwärts. Dieser Effekt führt im schlimmsten Fall zu Materialengpässen. Dies kann dazu führen, dass die in der Industrie sehr beliebten Kanban-Pull-Systeme nicht mehr richtig funktionieren. Daher kommt Heijunka eine entscheidende Bedeutung zu.

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Mura = Mangelnde Balance

Um die Bedeutung von Heijunka vollends erfassen zu können, muss man genau wissen, wie genau der Bull-Whip-Effekt verhindert wird. Mura ist neben Muri (Überbeanspruchung) und Muda der dritte Baustein des japanischen Verschwendungsgedankens (3M-Modell). Es bedeutet übersetzt „Unausgeglichenheit“, „Unebenheit“ oder „Störung des Gleichgewichts“. Damit ist gemeint, dass beim Workflow in der Produktion keine Balance herrscht. Als Konsequenz ist sie den üblichen Schwankungen des Marktes ungeschützt ausgeliefert. So kann es sowohl zu einer zu starken Beanspruchung als auch zu lähmenden Wartepausen aufgrund von Materialengpässen kommen. Daher lässt sich Mura auch anschaulich als eine Art Kombination aus Muda und Muri begreifen.

Heijunka: Definition und Nivellierung der Produktion

Das Prinzip des Heijunka (= Ausgleich) liefert auf Mura die perfekte Antwort: Es geht dabei um die Nivellierung beziehungsweise Glättung der Produktion. Nivellierung lässt sich auch so erklären, dass Unterschiede beseitigt werden. Heijunka sorgt dafür, dass der Materialfluss in Menge und Mix harmonisiert wird. Wohlgemerkt steht dahinter nicht nur das Ziel der Gleichmäßigkeit. Idealerweise wird stets die gleiche Menge an Produkten hergestellt.

Ideal ist Heijunka gerade für Produktionsprozesse mit einem mehrstufigen Aufbau.

Wie kommt es nun zur zusätzlichen Bezeichnung von Heijunka als Nivellierung und Glättung der Produktion? Bei der üblichen Nivellierung werden die herzustellenden Produkte in Tagesrationen eingeteilt. Das Ziel bei Heijunka als Glättung der Produktion ist hingegen, Losgrößen in Richtung des Ideals einer Losgröße von 1 zu senken. Um dieses Ziel schrittweise zu erreichen, müssen Rüstzeiten gesenkt werden.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass jede Variante eines Produkts auch mindestens einmal täglich produziert werden soll. Dies ist nämlich gar nicht möglich Mit Heijunka werden Losgrößen gesenkt und deshalb wird die Anzahl notwendiger Rüstvorgänge erhöht. Um unnötigen Wartezeiten vorzubeugen, müssen Rüstzeiten gesenkt werden (z. B. mit der SMED-Methode). Ideal ist Heijunka gerade für Produktionsprozesse mit einem mehrstufigen Aufbau.

Bereitstellung und Heijunka-Tafel

Was die Materialbereitstellung betrifft, so erfordert Heijunka ebenfalls einen hohen Grad an Effizienz. Es müssen nämlich zahlreiche Teilgruppen gleichzeitig verfügbar sein – ohne Möglichkeiten zum Austausch oder Umbau. Dementsprechend liegt bei Heijunka am Arbeitsplatz eine große Anzahl an Werkzeugen vor. Sie müssen so bereitstehen, dass sowohl Platz gespart wird als auch die Regeln der Ergonomie beachtet werden. Dasselbe gilt freilich auch für die Maschinenanordnung.

Alles muss bei Heijunka so organisiert sein, dass die Erzeugnisse den Produktionsprozess durchlaufen, ohne lange zwischengelagert worden zu sein. Die Heijunka-Tafel ist das ideale Planungs- und Visualisierungsinstrument für den gesamten Prozess der nivellierten Fertigung. Bei der Heijunka-Tafel handelt sich dabei um eine Stecktafel, auf der vertikal die Produkte und horizontal die Uhrzeiten verzeichnet sind. Jeder einzelne Steckplatz steht für einen Zeitabschnitt. Mit Hilfe von handlichen Karten lassen sich dann die Timeslots den entsprechenden Produkten zuweisen.

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