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Jidoka: Definition, Ursprung und Vorteile

Fehler automatisch erkennen? Mit dem Jidoka-Prinzip aus der schlanken Produktion ist dies möglich.

Die Methoden der Lean Production basieren auf der Grundannahme, dass sich jeder Prozess Stück für Stück verbessern lässt. Im kontinuierlichen Verbesserungsprozess kommt diese Idee in ihrer reinsten Form zum Ausdruck. Damit ist jedoch zwangsläufig die Einsicht verbunden, dass sich Perfektion letztendlich niemals vollständig erreichen lässt. Gemäß des traditionsreichen japanischen Kaizen-Gedankens sollte man diese Prämisse allerdings dezidiert positiv auffassen: Wenn Perfektion unerreichbar ist, bedeutet dies nämlich auch, dass es fortwährend Raum für Optimierung gibt. Doch was ist mit schwerwiegenderen Fehlern, die weit über die Verschwendungsarten der 7 Muda hinausgehen und für weitreichende Konsequenzen sorgen können? Auch hierfür hält die Lean Production mit Jidoka die passende Methode bereit.

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Jidoka entdeckt Fehler in Echtzeit

Nach Just-in-Time ist Jidoka die zweite Säule des Toyota Production Systems und somit auch der Lean Production. Bei Jidoka geht es darum, dass sich eine Anlage oder Maschine bei Problemen eigenständig abschaltet. Diese Idee geht auf einen von Toyoda Sakichi (1867-1930) entwickelten, automatisierten Webstuhl zurück. Wenn bei diesem einer der Fäden riss, bewirkte ein spezielles Maschinenteil, dass der Webstuhl automatisch stoppte. Bei Jidoka handelt es sich um ein zeitgemäßes Update von Sakichis Kernidee: Möglich wird dies durch den Einsatz von Überwachungssystemen, beispielsweise durch die Implementierung von Sensoren. Treten also Abweichungen oder Fehlfunktionen auf, erkennt dies die Maschine gewissermaßen von selbst und schaltet sich ab. Gleichzeitig wird der Mitarbeiter dazu angehalten, einzugreifen und das Problem zu lösen. Für Jidoka hat sich inzwischen ein weiterer Begriff etabliert: „Autonomation“, zusammengesetzt aus „Automation“ und „Autonomie“.

Mit Jidoka lassen sich fehlerhafte Teile und Produkte gezielt vermeiden.

Von vollständiger Autonomie beziehungsweise Selbstständigkeit (autos = selbst; nomos = Gesetz) der Maschine kann man jedoch nicht sprechen. Nachdem die Maschine gestoppt wurde, ist der Mensch an der Reihe. Es gilt, das technische Problem an der Maschine oder auch am Bauteil zu beheben, den Ursachen auf den Grund zu gehen und sich Gegenmaßnahmen zu überlegen. Die Behebung des Problems ist ausdrücklich die Aufgabe des Mitarbeiters. Genau das ist der Punkt bei Jidoka: Es unterstützt die kontinuierliche Verbesserung durch Problemlösung, wie sie bei Toyota  praktiziert wird. Dabei wird die Ursache des Problems gesucht und das eigentliche Problem durch eine Gegenmaßnahme dauerhaft behoben.

Jidoka führt dabei zunächst zu vermeintlichen Produktivitätseinbußen, da die Fertigung unterbrochen wird. Die Vorteile überwiegen dies jedoch bei weitem: Mit Jidoka verfügt man über eine effektive Methode im Rahmen von KVP, um Probleme aufzuspüren und anschließend schnell zu lösen. Somit muss für die Qualitätssicherung im Nachhinein weniger Zeit aufgewandt werden. Gleichzeitig werden auch die Maschinen geschont, die im Falle von unentdeckten Defekten einer unnötigen Belastung ausgesetzt sind. Indem technische Anomalien direkt beim Auftreten erkannt werden, wird zudem die Ursachenforschung erleichtert, da die Spur gewissermaßen noch „heiß“ ist.

Beziehungen zwischen Poka Yoke und Jidoka

Eine weitere Lean-Methode widmet sich der Vermeidung von Fehlern am Gemba. Mit Gemba ist der eigentliche Ort der Wertschöpfung gemeint, in Falle der Produktion also die Werkshalle. Hier kommt auch Poka Yoke zum Tragen. Dies kann schnell dazu führen, Poka Yoke und Jidoka zu verwechseln. Im Grunde lassen sich beide Prinzipien jedoch klar voneinander abgrenzen: Poka Yoke ist ein dezidiertes Fehlervermeidungssystem. Damit können bekannte Fehler durch bestimme Abläufe oder Signale vermieden werden. Gerade bei häufig wiederholten Arbeitsschritten, etwa denjenigen in der Montage, kann es leicht zu Nachlässigkeiten kommen. Jidoka hingegen ist keine Präventivmaßnahme, sondern greift, wenn ein Fehler erfolgt ist. Hieran zeigt sich exemplarisch, wie sich einzelnen Methoden der schlanken Produktion ergänzen können.

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